Eindrücke vom Kirchentag
1000 Würste und ein Halleluja!
Der Kirchentag begann schon früh morgens in Tuttlingen. Nachdem 1000 Würste 1000 Seelen, 10 Biertischgarnituren, 4 Gasbräter ein großes Zelt und jede Menge Werbematerial ihren Platz im Hänger gefunden hatten, machten wir uns auf den Weg. Bald war der Stand mitten auf der Königstraße aufgebaut und nachdem Polizei, WKD und andere Ordnungshüter das Ganze abgenommen hatten ging es los: Man riss uns förmlich Würste und Seelen aus den Händen und gut drei Stunden später standen wir kaputt und „seelenlos“ vor unseren Brätern, waren aber auch glücklich, weil die letzte Wurst über den Ladentisch gegangen war und wir alles gut geschafft hatten.
Der Abschluss des Tages auf dem Marktplatz war ein „Highlight“ im wörtlichen Sinn: 100000 Kerzen tauchten den Platz in warmes Licht, Musik und Gesang berührten das Herz, und dass so viele Leute zusammengekommen waren, um ihren Glauben zu feiern, fand ich sehr beeindruckend.
Spannend waren Diskussionen am Tag danach: Die Bibelarbeit mit Margot Käßmann oder das Podiumsgespräch zwischen Bundespräsident Joachim Gauck und Professor Hartmut Rosa.
Für uns als Besucher reihte sich Veranstaltung an Veranstaltung: Konzerte, Theater, Podiumsgespräche, Bibelarbeiten, immer wieder durchbrochen von Atempausen in den wunderbaren Stuttgarter Parks. Spontan traten dort Posaunenchöre, Musik- und Tanzgruppen auf, man konnte verweilen und sich erholen.
Übernächtigt aber auch erfüllt von vielen Erlebnissen feierten wir am Sonntag schließlich den Schlussgottesdienst auf dem „Wasen“.
Eine Konfirmandin fasste kurz danach ihre Eindrücke so zusammen:
Für mich war es ein ganz besonderes Erlebnis, das ich noch lange Zeit in guter Erinnerung behalten werde. Niemals hätte ich gedacht, dass Kirche einen solchen Frieden und eine solche Gemeinschaft ausstrahlen kann, wie innerhalb dieser 5 Tage in Stuttgart. Auch in der Gruppe habe ich mich sehr willkommen und aufgenommen gefühlt.
Auf jeden Fall mag ich in zwei Jahren wieder mit dabei sein.
Matthias Kohler
Heiß!
Es ist so heiß hier – so unbeschreiblich heiß, noch heißer als im letzten Jahr, soweit ich
weiß; eine Affenhitze…
Heiß- ein Wort, das zum Kirchentag passt, nicht nur weil es die Wise guys in einem Lied
besingen.
Heiß- auf vier Grills haben wir am Abend der Begegnung 1000 Grillwürstle gebraten und
für die Rietheimer- und die Auferstehungskirchengemeinde verkauft.
Heiß- heiße aktuelle Themen wurden von Margot Käsmann in ihrer Bibelarbeit besprochen
und prägten auch die Predigt des Abschlussgottesdienst.- Flüchtlings-, Wirtschafts- und
Klimapolitik.
Heiß- nicht nur das Wetter tagsüber, sondern auch nachts mit 15 Leuten im
Klassenzimmer- morgens nach dem Duschen schwitzte man beim Abtrocknen wieder das
erste Mal.
Heiß- waren die Versuche der Nicht-Schwaben unseren Dialekt zu verstehen und zu
übersetzen- nicht nur bei den Seelchen auch bei der Schwabenhymne von FÜNF
Am Ende sah man viele, viele glückliche, erschöpfte Rotgesichter mit rotem
Kirchentagsschal und rotem „Damit-wir-klug-werden-T-Shirt“.
Schön, dass wir wieder dabei sein konnten und ein Teil dieser Bewegung waren. Wir
freuen uns auf Berlin: So Gott will und wir leben!
Eva-Maria Kohler
Eindrücklich, authentisch, aussagestark
Überraschend positiv habe ich diesen Kirchentag erlebt, nachdem ich über viele Jahre hinweg nicht mehr bei diesem Megaevent gewesen war,
überraschend war das von mir nicht (mehr) so erwartete echte Interesse der Teilnehmenden an den Gegenwartsfragen,
überraschend eindrücklich, authentisch und aussagestark habe ich Bodo Ramelows Bibelarbeit zum Text aus dem Buch Prediger erlebt,
überraschend echt und aktuell, weil professionell besetzt, war die Diskussion zur sozialethischen Verantwortung der Wirtschaft im Bereich der textilen Herstellungskette und außerdem kenntnisreich, sensibel und provokativ moderiert,
überraschend erhellend Bridget Andersen‘s Impulsreferat zum Thema Rassismus im Kontext der Frage nach den Menschenrechten im Zusammenhang der aktuellen Flucht und Migrationserfahrungen,
überraschend bewegend war, abseits des offiziellen Programms, der palästinensische Theologe und lutherische Pfarrer Mitri Raheb aus Bethlehem bei der Darlegung seiner christlich palästinensischen Theologie,
überraschend klar, gut verständlich und plausibel war Wolfgang Kessler, Chefredakteur von PUBLIK Forum bei seiner nachvollziehbaren Skepsis gegenüber dem komplexen Thema „ Freihandelsabkommen“ und seinem Plädoyer für Zollerleichterungen für die, die dem Gemeinwohl dienen, ökologische und Sozial-Standards einhalten,
überraschend einmalig und faszinierend war das interreligiöse Klangerlebnis TRIMUM im Hegelsaal der Liederhalle
überraschend war das für mich das erstmalige (!) Wahrnehmen der beschaulichen Bad Canstatter Altstadt
überraschend und schön war das Wiedersehen mit alten Freunden und Kolleginnen, mit Eugen Eckert (HABAKUK) und dem Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm am Rande des politischen Nachtgebet für Sinti und Roma.
Jens Junginger
Ihren Stammplatz auf den Bänken ließen sich die Leute vom Leonhardsplatz - dort war das separate Zentrum Diakonie angesiedelt - von den Kirchtaglern nicht nehmen.So trafen wenigstens dort die Milieus aufeinander, sonst jedoch nicht.
Kirchentag im eigenen Ländle
… begann für mich eigentlich schon beim letzten Kirchentag in Hamburg. Mit einem T-shirt aus dem Gasthaus Stuttgart als Württemberger (Botschafter) geoutet, kam man mit vielen Leuten ins Gespräch, die sich gerne an den letzten Stuttgarter Kirchentag (z.B. den Salzberg) erinnerten und sich auf den Kirchentag 2015 in Stuttgart freuten und bei mir ebenfalls die Vorfreude schürten.
… interessant war, auch mal ein bisschen mehr hinter die Kulissen eines Kirchentags zu blicken: z.B.
bei einer Tagung mit verschiedenen Verantwortlichen aus Württemberg, in der überlegt wurde, welches die regionalen (Württemberger) Themen für den Stuttgarter Kirchentag sein sollten und auch bei der Organisation und Mitwirkung mit einem Stand am Abend der Begegnung
… schön war, dass wir – wie gewünscht und gehofft - unser Gemeinschaftsquartier in der jetzigen Gemeinde von Pfr. Thomas Reinhuber hatten, und somit so zentral „wohnten“ wie noch nie, seit ich Kirchentage besuche. Und uns dort ein tolles Team dort wunderbar um- und versorgte.
… bereichernd waren für mich die Bibelarbeiten von Käßmann, Kretschmann und Eckstein
… musikalische Highlights waren die Uraufführung einer sinfonischen Rockmesse und das Konzert der „FUENF“
… lachen konnte ich herzhaft bei den verschiedenen Kabaretts, die ich besuchte
… berührt hat mich die Atmosphäre, die Offenheit, Zugewandtheit und Freundlichkeit der Menschen bei Veranstaltungen, aber auch beim Unterwegssein in der Stadt
… ein Blick über den Tellerrand ist für mich immer die Vielfältigkeit auf dem Markt der Möglichkeiten
… einfach bewegend war es, mit 100.000 Menschen den musikalisch geprägten Schlussgottesdienst zu feiern.
Karin Faude
Evangelische Gesamtkirchengemeinde Tuttlingen
Gartenstraße 1
Telefon: 07461-927522
Fax: 07461-927525
Mail: gemeindebuero@ev-kirche-tuttlingen.de
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